Geschichte

Wenn wir nun die Geschichte des Ortes und seiner Bewohner durch die Jahrhunderte erfolgen, so stellen wir fest, dass die Petzenkirchner in ihrem anmutigen Örtchen von allen Widerwärtigkeiten heimgesucht wurden.

Durch schlechte Ernte, Überschwemmungen oder Dürre gab es oftmals große Hungersnot, so in den Jahren 1178, 1206 und 1263. Auch eine Teuerung ist schon aus dem Jarhe 1312 bekannt. Einmal Grund zur Freude hatte die Bevölkerung von Weinzierl- berg, Wolfring, Landfriedstetten und Reist im Jahr 1499, weil der Wein sehr gut geriet. Die Nachricht über dieses gute Weinjahr gibt uns die Bestätigung, dass in dieser Zeit auch in unserer Gegend Weinbau betrieben wurde.

Einer ruhigen Entwicklung standen immer wieder Kriegsereignisse entgegen. Im Jahre 1529 drangen die Türken bis zur Enns in kleineren Gruppen vor und verwüsteten und brandschatzten weite Gebiete. 1532 zogen sie neuerdings durch, ohne hier jedoch besonderen Schaden zu stiften.

Am 24. September 1596 brach im oberen Erlauftal der Bauernaufstand aus. Die Aufständischen konnten rasch die Macht an sich reißen und zogen das Erlauftal abwärts. Sie besetzten Wieselburg und riefen alle Bauern von Steinakirchen bis Pöchlarn auf, sich gegen ihre Unterdrücker zu erheben. Der Kaiser und die niederösterreichischen Stände standen der Rebellion zunächst hilflos gegenüber, weil sie nicht die nötigen Truppen zur Verfügung hatten. In der Nacht vom 4. auf den 5. April wurden die Bauern überfallen, die daraufhin in heilloser Flucht das Weite suchten.

Im Jahre 1615 ereignete sich der große Hofbrand. Ein verheerender Hagelschlag ist aus dem Jahre 1727 bekannt. Am 28. September 1770 befahl ein Edikt Kaiser Josef II. die Häuser jeder Ortschaft mit Nummern zu versehen.

Der erste Durchzug der Franzosen wird aus dem Jahre 1741 gemeldet. Aus dieser Zeit stammt das Franzosenkreuz bei Holzern. Im Jahre 1750 fanden Holzarbeiter beim Umlegen der Eiche ein Skelett mit verrostetem Säbel und Bajonett. An dieser Stelle wurde ein Kreuzstöckl mit einer Inschrift errichtet. Der nächste Durchzug der Franzosen erfolgte im Jahre 1800. Der neuerliche Durchzug Richtung Wien 1809 hatte einen Großbrand in Brunn zur Folge, der den Franzosen viele Pferde, Wagen und auch die Kriegskasse kostete.

Ein Zufluchtsort in der näheren Umgebung Petzenkirchens war die "Maurerluke", eine Sandtaverne unweit von Kendl. Auch in den Franzosenjahren 1805 und 1809 flüchteten viele in diese Sandhöhle.

Der 15. August 1859 war ein großer Unglückstag in der Geschichte des Ortes. Petzenkirchen brennt! Der verheerenden Feuerbrunst fielen die Schule, das Klein-Haus, der Pfarrhof und weitere 13 Häuser samt Nebengebäuden zum Opfer. Am 22. Oktober 1877 fand die feierliche Eröffnung der Zweigbahn Pöchlarn-Kienberg/Gaming statt.

Fotos:

 Schloss Petzenkirchen aus dem 17. Jahrhundert   Schloss Petzenkirchen aus dem 17. Jahrhundert

Ansicht Ybbser Straße

Kirchenwirt Anton Haubenberger  Kirchenwirt Anton Haubenberger

Alte Ansicht Wiener Straße 

Ehemaliges Kaufhaus Kirschenhofer (rechts) und Bärenwirt (links) Ehemaliges Kaufhaus Kirschenhofer(re.), Bärenwirt(li.)

Alter Maierhof und Kaufhaus Weigl  Alter Maierhof und Kaufhaus Weigl

Bahnhofsgasthaus Wieseneder

Kellnerberg Haus Opitz  Kellnerberg mit Haus Opitz

Volksschule Petzenkirchen Volksschule Petzenkirchen

Gasthaus und Bäckerei Klein Gasthaus und Bäckerei Klein

Bären-Sage von Petzenkirchen – oder Wie kam der Bär in unser Wappen?

In grauer Vorzeit, es mag so vor mehr als eintausend Jahren gewesen sein, als ein Grundherr ein Gebiet an der unteren Erlaf als Schenkung erhielt. Er begann das fast menschenleere Land, das großteils aus ungerodetem Urwald bestand, mühsam kennenzulernen. Daher streift er fast jeden Tag mit seinem Knappen durch das unberührte Land und auch um gleichzeitig Jagdbeute zu machen. Eines Tages wagte er es aber ganz alleine ein weiteres unbekannte Gebiet zu erforschen. Auch der Gedanke, im dichten Unterholz ein Tier zu erjagen, trieb ihn an. Er war schon sehr lange unterwegs und überlegte, ob er nicht doch den finsteren Wald verlassen sollte, auch wenn er noch kein Tier erlegt hatte. Noch im Gedanken versunken, hörte er plötzlich ein Geräusch. Freudig hielt er Ausschau, in der Hoffnung, nun doch noch einen Jagdbeute mit nach Hause bringen zu können. Er erschrak fast zu Tode, als ein riesiger Braunbär plötzlich vor ihm stand und ihn sofort anfiel. Der Grundherr wehrte sich mit all seiner Kraft die ihm die Todesangst verlieh, schrie um Hilfe und gelobte Gott hier an dieser Stelle eine steinerne Kirche zu errichten, sollte er aus dieser höchsten Lebensgefahr gerettet werden. Er hatte riesiges Glück. Denn in der Nähe waren ein paar Männer, die auf der Suche nach Waldfrüchten ihren Hunger stillten. Sie hörten ihn schreien und überlegten keinen Augenblick ihm zu Hilfe zu kommen. Gemeinsam konnten sie, bereits der Verzweiflung nahe, den riesigen Braunbären töten.  Der Grundherr löste bald danach sein in Todesangst gemachtes Versprechen ein und ließ am Ort dieser wunderbaren Errettung eine Kirche erbauen. Dieser Platz war eine dicht bewaldete Anhöhe über dem damals großen Erlaf-Fluß, der in den folgenden Jahren und Jahrzehnten zum Zentrum eines Ortes namens PECINCHIRCHEN wurde.

 

So bekam unser lieber Heimatort eine Kirche und einen Namen, viel später die Gemeinde einen Bären als Wappentier, die Petzenkirchner einen Bärensaal und der Gasthof Mayrhofer den Namen Bärenwirt!

 

Anmerkung: Aus alten Überlieferungen wiedergegeben, zusammengestellt und aufgeschrieben von Johann Scheiblauer. Erstmals in dieser Form veröffentlicht bei der Radio 4/4el-Sendung am 12.08.1997 im Bärensaal in Petzenkirchen

 

©Johann Scheiblauer